In einer erfrischenden Offenheit und Klarheit, die man bei unseren Ministern und der Bundeskanzlerin sowie Herrn Draghi leider gegenüber der Öffentlichkeit vermisst äußert sich der Bundesbankchef Dr. Jens Weidmann zum Thema Geld und Inflation und plädiert für eine Unabhängigkeit der Zentralbanken von der Politik:
Auszüge aus der Rede des Präsidenten der Deutschen Bundesbank Dr. Jens Weidmann anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung (IBF): Papiergeld – Staatsfinanzierung – Inflation. Traf Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik?
"Mit „Papiergeld – Staatsfinanzierung – Inflation. Traf
Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik?“ ist die heutige Veranstaltung
überschrieben. Diese im Titel gestellte Frage könnte ich nun schlicht mit Ja beantworten." (...)
Jenes Geld (..) welches wir in Form von Banknoten
und Münzen bei uns tragen, hat mit Warengeld nichts mehr zu tun. Die
Rückbindung an Goldbestände gibt es nicht mehr, seit im Jahr 1971 die
Goldbindung des US-Dollar aufgehoben wurde.
In Kurzform: Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt. Banknoten sind bedrucktes Papier. (..)
Zwar kann sich der Staat im Faust II in einem ersten
Schritt seiner Schulden entledigen, während die private Konsumnachfrage
stark steigt und einen Aufschwung befeuert. Im weiteren Verlauf artet
das Treiben jedoch in Inflation aus und das Geldwesen wird infolge der
rapiden Geldentwertung zerstört.
Es ist beeindruckend, dass und wie Goethe den
potenziell gefährlichen Zusammenhang von Papiergeldschöpfung,
Staatsfinanzierung und Inflation – und somit ein Kernproblem ungedeckter
Währungsordnungen – in Faust II beleuchtet. (..)
Denn wenn Notenbanken potenziell unbegrenzt Geld quasi
aus dem Nichts schaffen können, wie kann dann sichergestellt werden,
dass Geld ausreichend knapp und somit werthaltig bleibt? Ist bei der
Möglichkeit, Geld mehr oder weniger frei zu schaffen, die Versuchung
nicht sehr groß, dieses Instrument zu missbrauchen und sich kurzfristig
zusätzliche Spielräume zu schaffen, auch wenn damit langfristiger
Schaden sehr wahrscheinlich ist?
Ja, diese Versuchung besteht sehr wohl, und viele sind
ihr in der Geschichte des Geldwesens bereits erlegen. Schaut man in der
Historie zurück, so wurden staatliche Notenbanken früher oft gerade
deshalb geschaffen, um den Regenten möglichst freien Zugriff auf
scheinbar unbegrenzte Finanzmittel zu geben.
Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in
Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge
jedoch häufig zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung
durch Inflation.
Im Licht dieser Erfahrung wurden Zentralbanken in den vergangenen Jahrzehnten gerade deshalb als unabhängige
Institutionen geschaffen und auf das Sichern des Geldwertes
verpflichtet, um explizit die staatliche Vereinnahmung der Geldpolitik
zu verhindern.
Die Unabhängigkeit der Notenbanken ist ein
außergewöhnliches Privileg – ein Selbstzweck ist sie jedoch nicht.
Vielmehr dient sie im Kern dazu, glaubwürdig sicherzustellen, dass sich
die Geldpolitik ungehindert darauf konzentrieren kann, den Geldwert
stabil zu halten.
Geldpolitische Unabhängigkeit und ein gut
funktionierender, auf Geldwertstabilität ausgerichteter Kompass der
geldpolitischen Entscheidungsträger sind notwendige – wenn auch nicht
hinreichende – Voraussetzungen dafür, die Kaufkraft des Geldes und damit
das Vertrauen der Menschen zu bewahren.
Für das Vertrauen ist aber wichtig, dass sich
Notenbanker, die ein öffentliches Gut verwalten – stabiles Geld – auch
öffentlich rechtfertigen."(..)(Quelle: Deutsche Bundesbank | Zentrale | Kommunikation, Wilhelm-Epstein-Straße 14, 60431 Frankfurt am Main).
Vielen Dank Herr Weidmann für Ihre klaren Worte - wie Sie selbst treffend bemerkt haben ist der beste Schutz gegen die Versuchungen der Politik sich durch Gelddrucken ihrer Schulden (vermeintlich) zu erledigen eine aufgeklärte und stabilitätsorientierte Gesellschaft.
Passend dazu hat der Bund des Steuerzahler heute das aktuelle Schwarzbuch der Steuerverschwendungen 2012 veröffentlicht.
Weitere Infos siehe z.B. auch Artikel in der Welt: Jens Weidmann sagt´s mit Goethe
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