Vorsicht bei Stellenanzeigen über das Internet – Gefahren beim Online-Banking
Aktuell liegt
uns ein Fall von Social Engineering vor, in dem über Stellenanzeigen im
Internet persönliche Daten abgefragt werden, welche dann für betrügerische
Verkäufe sowie Geldwäsche missbraucht werden
Als Social
Engineering bezeichnet man zwischenmenschliche Beeinflussungen mit dem Ziel,
bei Personen bestimmte Verhaltensweisen hervorzurufen, sie zum Beispiel zur
Preisgabe von vertraulichen Informationen, zum Kauf eines Produktes, zur Eröffnung
von Bankkonten oder Freigabe von Finanzmitteln zu bewegen.
Im vorliegenden
Fall wurden über seriöse Seiten, welche Stellenanzeigen im Internet anbieten
(z. B. indeed.com) Stellenanzeigen für Homeoffice Arbeitsplätze geschalten.
Gleichzeitig werden gefälschte Webseiten im Internet eingerichtet, welche die IT-Firma
darstellen soll, welche deutschlandweit Mitarbeiter sucht.
Im aktuellen
Fall handelt es sich um eine angebliche Firma Gaami GbR, Berliner Allee 2,
97114 Freiburg im Breisgau, Telefon 0221-29197596. Unter gaami.co und gaami.net
wurden entsprechende Fake-Webseiten angelegt. Die Toplevel Domain .co soll hier
offensichtlich bei Webseitenbesuchern den Eindruck Company erwecken,
letztendlich handelt es sich jedoch um eine (anonym) frei registrierbare Domain
aus dem Länderkennzeichen von Kolumbien
Der Inhalt der
Webseite gaami.co (oder gaami.net) wurde offensichtlich von der Firma Mutios
GmbH aus München kopiert. Auf diese Art und Weise wurde versucht mit wenig
Aufwand eine repräsentative Webseite zu erstellen. Geworben wurde u.a. mit Referenzen
namhafter Firmen.
Bewirbt man
sich nun auf die angebotenen freien Home-Arbeitsplatzstellen (z. B. als KI-Betreuer oder freiberuflicher Mitarbeiter
zur Dateneingabe) wird in sehr professionell wirkenden e-Mails Seitens Gaami geantwortet
und den Bewerber das weitere Prozedere der Bewerbung mitgeteilt.
So heißt es in
der uns vorliegenden e-Mail von Gaami:
„Liebe ,
vielen Dank für
deine Bewerbung als Helfer zum KI-Training. Wir freuen uns, dir mitteilen zu
können, dass wir uns für die entschieden haben. Wir möchten dich herzlich als
künftige Mitarbeiterin des Unternehmens begrüßen.
Zum weiteren
Vorgehen:
Wir benötigen
folgendes Formular von dir ausgefüllt zurück und eine Kopie oder Fotografie
deines Personalausweises (Vor- und Rückseite).
Dabei müssen
auf den Bildern jeweils alle vier Ecken des Ausweises zu sehen sein! Das
Mindestalter beträgt 18 Jahre.
Formular:
Vorname,
Geburtsname, Familienname
Wohnanschrift
Straße,
Hausnummer
PLZ, Ort
Staatsangehörigkeit
Telefonnummer
Anschließend
bekommst du von uns einen Vertrag über die Mitarbeit in Teilzeit. Diesen bitte
ausdrucken und gegenzeichnen. Wir benötigen anschließend nur ein Scan/Foto
davon zurück. Wenn du den Vertrag nicht drucken kannst können wir dir diesen
auch zusenden.
Du erhältst
eine Bezahlung von bis zu 14 Euro je Stunde auf Basis einer flexiblen
Wochenarbeitszeit von 5 bis 20 Stunden. Die Arbeitszeit wird mit unserem
Verwaltungssystem abgestimmt und berücksichtigt auch die Zeit zur Einarbeitung.
Du wirst Anfangs an einem kurzen Webinar teilnehmen in denen dir alles Nötige
in einfachen Schritten erklärt wird.
Die
Vertragsdauer ist projektbezogen unbefristet und enthält eine zwei Monatige
Erprobungszeit. Weiterhin hast du auch die Option auf eine unbefristete
Übernahme in Voll- und Teilzeit sowie die Möglichkeit an weiterführenden
Projekten zu arbeiten.
Nach der
Vertragsunterzeichnung erhältst du deinen persönlichen Zugriff auf unser
Mitarbeiterportal. Hier findet nach der Einweisung deine Arbeit statt. Es
werden dir Aufgaben zugeschrieben, wie das Sortieren von KI-Generierten Bildern
nach bestimmten Kriterien.
Schau bitte auf
unsere KI-Trainingsseite für Bewerber . Hier findest du
weitere Informationen dazu.
Unser
Mitarbeiterportal trackt deine Arbeitszeit und schreibt dir dein Gehalt gut.
Dabei gibt es einen 50 Euro Willkommensbonus, welcher dir nach erfolgreichem
Abschluss des Einführungs-Webinars gutgeschrieben wird. Dein Gehalt kannst du
wöchentlich auszahlen lassen. Damit das Gutschreiben und Auszahlen automatisch
und in Echtzeit funktioniert arbeiten wir mit der Commerzbank zusammen.
Dort erstellst
du dein persönliches Gehaltskonto, welches an unser Mitarbeiterportal gekoppelt
wird. Im Anschluss kannst du dort alle Zahlungen verwalten und deine Konto- und
Gehaltsübersicht einsehen.
Wir hoffen,
dass auch du dich für uns entschieden hast. Bitte melden dich bis zum
zurück, ob du die Stelle annehmen möchtest.
Bei Fragen
kannst du dich jederzeit an uns wenden. Wir freuen uns auf gute Zusammenarbeit.“
Auch auf
Rückfragen bzgl. Abgaben / Steuern oder Regelung der Arbeitszeit wird in
weiteren Mails sehr detailliert eingegangen. Sämtliche Emails erweckten einen
seriösen Eindruck.
Letztendlich
wird durch die Stellenanzeige und e-Mails versucht, an die genauen Adressdaten des Bewerbers sowie Geburtsdatum,
Telefonnummer, Ausweiskopien und eine originale Unterschrift zu gelangen.
Weiterhin soll
der Bewerber dann nach Vertragsunterzeichnung des Arbeitsvertrags einen Zugang
auf das Mitarbeiterportal der Firma erhalten und ein Gehaltskonto bei einer
Partnerbank (z. B. Commerzbank oder N26 Bank) zu eröffnen. Auf dieses Bankkonto
soll dann das Gehalt überwiesen werden.
In einer weiteren e-Mail von Gaami heißt es dann u.a. zur Begründung der Einrichtung eines Onlinebankkontos:
Im Weiteren
wird versucht, den Bewerber nach Eröffnung des Bankkontos solange wie möglich
zu vertrösten, so finden z. B. geplante Webseminare aus technischen Gründen
nicht statt oder es kommt zu anderen Verzögerungen.
Ziel des
Betruges ist es, mit den eröffneten Gehaltskonto und den persönlichen Daten
betrügerische Verkäufe über das Internet abzuwickeln. So werden bei Ebay oder
Ebay-Kleinanzeigen Waren verkauft, welche nicht existieren und Zahlung per
Vorkasse auf das eröffnete Bankkonto gefordert. Da die Betrugsfirma Zugriff auf
dieses Konto hat werden sämtliche Geldeingänge unverzüglich ins Ausland
weitergeleitet und verschleiert.
In dem uns
vorliegenden Fall wurde über einen Zeitraum von 10 Tagen ein Umsatz von knapp
25.000,00 € abgewickelt. Eingehende Gelder wurden umgehend auf Konten in
England, Holland, Litauen weiterverschoben.
Selbstverständlich
wurde im vorliegenden Fall umgehend Strafanzeige erstattet, jedoch ist davon
auszugehen, dass sich derartige Betrugsmaschen in Zukunft häufen werden. Siehe
hierzu auch den Artikel im Handelsblatt „Betrüger sollen hunderte Konten von
N26 für Geldwäsche genutzt haben“ - https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/smartphonebank-betrueger-sollen-hunderte-konten-von-n26-fuer-geldwaesche-genutzt-haben/24228122.html
Wie kann man sich vor derartigen Betrugsmaschen schützen?
Zum einen
sollte man Firmen, bei denen man sich bewirbt, zuvor über das Internet googlen,
und hier die Authentizität der Firma und Webseite zu prüfen.
Weiterhin ist
es sinnvoll die Adresse der Firma auf Google Maps zu überprüfen sowie die Firma
auch telefonisch zu kontaktieren. Im vorliegenden Fall von Gaami wäre
aufgefallen, dass die Firma, welche angeblich für weltweit führende Unternehmen
wie Microsoft, Lufthansa Technik, Allianz, Audi etc. arbeitet, bis auf die Firmenwebseite
keinerlei Google- Einträge aufweist. Auch auf Google Maps ist die Firma unter
dem Standort nicht verzeichnet. Telefonisch ist die Firma nicht erreichbar.
Hier meldet sich nur eine automatische Ansage die mitteilt, dass derzeit die
Telefonanlage im Umbau sei.
Der
verantwortliche Vertreter von Gaami, Herr Johannes Gerling, hat zwar bei Xing
ein Profil, jedoch fällt hier auf, dass es sich nur um eine kostenlose
Basismitgliedschaft handelt. Weiterhin ist beim Xing Profil auffällig, dass
kein Foto hinterlegt ist, sowie nur ein Kontakt zu einem anderen Mitglied
existieren. Also CEO eines angeblich erfolgreichen Technologieunternehmens,
welches für große Firmen tätig ist, ist ein derartiges Profil sehr
ungewöhnlich.
Eröffnen Sie
niemals für Dritte ein Online Bankkonto, auf das auch andere Zugriff nehmen
könnten, da die sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieses für
betrügerische Absichten missbraucht wird. Vorsicht auch bei Links von angeblichen
Bewerbern oder Stellenanzeigen. Diese können auch Schadsoftware enthalten! Senden
Sie niemanden Kopien Ihres Personalausweises. Gehen sie vorsichtig mit ihren
personenbezogenen Daten, wie Adresse, Geburtsdatum, e-Mails, etc um!
Daten aus Social
Engineering dienen häufig auch zum Eindringen in fremde Computersysteme, um
vertrauliche Daten einzusehen (Social Hacking) oder Gelder zu transferieren (CEO-Fraud).
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